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Kaugummi kaufen und Salsa tanzen in Bogotá

Lesedauer // reading time 4 Min.

Dez, 2024

Bogotá. Woran denkst du, wen du das Wort hörst? Haus des Geldes? Ja, ich auch. 

Keine Sorge, du bist nicht auf dem falschen Blog gelandet und ich hab auch keinen kompletten Themenwechsel vor. Ich sprech hier über die Stadt, weil ich grad angekommen bin. 

Lass uns lieber nicht über die Flüge reden, die waren schrecklich, ich überdachte mal wieder jede einzelne Lebensentscheidung, ich erspar dir die Details. Ich schlief gleich mal ein und dachte, es müssten bestimmt Stunden vergangen sein, nur um zu sehen, dass ich 45 Minuten geschlafen hab und immer noch über 11 Stunden hier feststecke. 

Irgendwann konnt ich dann eine Insel sehen. Dann eine Küste. Den Amazonas Regenwald! Und schlussendlich, die schneebedeckten Gipfel der Anden. 

Ich holte meinen Rucksack, stellte bei der Immigration fest, dass meine Spanisch-Lernerei ziemlich umsonst war – oder war es nur der Jetlag? Ich hoffe – und setzte mich in ein Taxi. Oscár war richtig nett, wollte natürlich wissen, wo mein Freund ist, erzählte mir viel von sich und vom Leben in Bogotá. Er meinte, den Teil der Stadt, durch den wir gerade fuhren, sollte ich nicht mal tagsüber betreten. 30 Sekunden später hielt er an und sagte, wir seien hier. 

Was zur Hölle? Es stellte sich heraus, dass meine Unterkunft zwischen zwei nicht so tolle Viertel gequetscht ist. Im Endeffekt kann ich überall hingehen, nur nicht bergauf. Als Zentraleuropäerin ist das wirklich schwer zu checken, dass man, wenn man nicht weiß wohin man geht oder einmal falsch abbiegt potenziell in einer recht unguten Situation enden kann. Oder auch nicht, wenn man Glück hat. In den meisten Teilen der Welt ist das Normalität. Wir realisieren nicht mal annähern, wie privilegiert wir sind. 

Ich hab nicht wirklich viel gemacht in den ersten Tagen hier. Ich musste die neue Realität mal sacken lassen, rasten, es langsam angehen und mich an die Höhe gewöhnen. Ich war auf einer Graffiti Tour, im Goldmuseum, saß im Hostel rum und unterhielt mich mit allen möglichen Leuten, spazierte rum und versuchte herauszufinden, wie das Leben hier wohl funktioniert. 

Ich wollte Kaugummmi, also düste ich in einen kleine Laden. Zuerst versuchte ich es auf Englisch, aber der Verkäufer verdrehte nur die Augen. Also probierte ich es mit Pantomime. Wie zum Teufel gestikuliert man Kaugummi? Wieder verdrehte er nur die Augen, aber diesmal mit einem Ansatz eines Lächelns. Ich muss absolut lächerlich ausgesehen haben. Der Überlebensmodus kickte ein. Ich wollte meinen Kaugummi, außerdem war ich viel zu stolz, jetzt umzudrehen und zu gehen. „¿Mentas?“ war das einige, was mir einfiel, das mich annähernd an Kaugummi erinnerte. Der Verkäufer gab mir einen einzigen Kaugummi, in grellblauem Plastik verpackt. 

Also, was ich sagte, hieß wohl „Minze“, also immerhin hab ich ihn nicht versehentlich beleidigt. Das richtige Wort wäre chicle. Gar nicht mal so schwer, oder?  

Enttäuscht, dass meine Sprachprobleme vielleicht nicht nur am Jetlag lagen, spazierte ich mit meinem neuen norwegischen Freund weiter. Wir stießen auf eine kleine Gallerie, und der Herr wollte offensichtlich reden. Ich fragte also – auf Spanisch!! – ob er der Künstler sei, und verstand, dass er einer von ihnen ist. Ich war gehyped, dass es funktionierte, also fragte ich ihn weiter aus über die Bilder und lehnte höflich ab, als er meinte, er könnte das Bild klein zusammenrollen, sodass es in meinen Rucksack passt. Ich sagte ihm, dass ich eines Tages reich sein würde und zurückkomme und alle kaufe. Das war‘s also – meine erste richtige Unterhaltung auf Spanisch. 

Vertraust du mir, dass ich mein Wort halte? Vielleicht hast du meinen Post über meine Hoffnungen in Südamerika gelesen. Eines der Dinge auf der To-Do-Liste: Tanzen lernen. 

Zwei Tage verreist, und schon ging‘s damit los. Mein Hostel bat Salsa-Stunden für quasi gratis an. Also was hab ich gemacht? Getanzt, natürlich. 

Da war also ein Kolumbianer, der offensichtlich schon super tanzen konnte, aber unbedingt mit dem Lehrer arbeiten wollte. Er sagte mir, dass der in ganz Lateinamerika bekannt wäre. Und dann war da noch ich und drei Norweger, als Europäer ganz offensichtlich ohne jeglichen Rhythmus im Blut. Einer von denen ist 2 Tage zuvor einen Ultramarathon gerannt und trug deshalb Flipflops mit Socken, was sicher auch nicht wirklich geholfen hat. 

Ich weiß nicht, kann etwas mega peinlich und super lustig zugleich sein? Ich kann das echt nicht besser beschreiben. 

Um ehrlich zu sein, ich finde, wir haben uns für‘s erste Mal gar nicht sooo schlecht angestellt. Wir haben zumindest unser Bestes versucht. Als einziges Mädel in der Gruppe hab ich natürlich weitaus mehr Aufmerksamkeit bekommen, als mir lieb war. Ich hab einfach mitgespielt, die Peinlichkeit weggelacht und versucht, zu lernen, wann immer ich nicht komisch herumgekichert hab. Weißt du was? Mit jemandem zu tanzen, der weiß was er tut, gibt dir einen richtigen Kick und du willst mehr. Mehr tanzen, um das klarzustellen. 

Ich bin dafür, dass irgendjemand eine Impfung entwickelt, um den Salsa in europäisches Blut zu bekommen. Intravenös scheint mir die einzige Lösung. Ich weiß nicht, ob ich das jemals lernen kann. Scheisse, vielleicht bin ich mir jetzt noch unsicherer, nachdem ich es versucht hab. Ich halt dich am Laufenden. 

Also: Hasta luego. Du hörst von mir. 

4 Kommentar zu „Kaugummi kaufen und Salsa tanzen in Bogotá“

  1. Celina: Tanz, Tanz, Tanz – aber dreh dich nicht im Kreise :)! Freue mich schon auf die nächste Geschichte. LieGrü aus der Heimat – Eva

  2. Freut mi so von dir zu lesen liebe Celi ❤️
    Macht richtig Spaß 😍
    Hab weiterhin eine wunderschöne faszinierende Zeit und i freu mi drauf deine nächsten Worte lesen zu dürfen 😍
    Drücker ❤️❤️❤️

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