Dez, 2024
Ich glaube, ich bin eine recht offene Person. Ich hatte nie Probleme, über irgendetwas zu reden, solange ich wusste, mit wem ich sprach. Das ist vermutlich auch der Grund, warum ich nie wirklich etwas auf Social Media gepostet hab. Ich mag es nicht, dass jeder auf der ganzen Welt das sehen und mich dafür bewerten kann. Also warum zur Hölle habe ich jetzt einen Blog, den man sogar auf Google finden kann?
Lange Geschichte. Vor einem halben Jahr bekam ich plötzlich Panikattacken. Die kamen aus dem Nirgendwo, überrollten mich und gingen nicht mehr weg. Ich war immer eine unabhängige Person, allein zu sein machte mir vielleicht sogar schon zu wenig aus, ich wusste, ich kann alles tun, und brauche niemanden dafür.
Bis zu dem Zeitpunkt. Auf einmal konnte ich nicht mehr alleine sein. Ich konnte kaum einkaufen gehen, musste mich krankschreiben lassen. Es gab Tage, da konnte ich nichts tun, außer auf dem Sofa zu liegen, vielleicht mit dem Fernseher im Hintergrund, aber häufig war mir sogar das zu viel. An diesen Tagen lag ich einfach nur da und existierte, konnte nichts tun oder sehen oder hören. Ich fühlte mich wie Gemüse. Laute Geräusche triggerten mich. Menschenmengen triggerten mich. Irgendetwas tun zu müssen triggerte mich.
Also versuchte ich, der Sache auf den Grund zu gehen. In so einer Situation überdenkst du alles, was dich ausmacht. In meinem Fall kam das Reisen also natürlich gleich mal am Anfang dran. Ich begann, zu schreiben, und konnte nicht mehr aufhören. 15 Seiten später waren mir so einige Gründe bewusst, die mich in diese Situation geführt hatten. Einer dieser Gründe: Ich lebte zwei völlig unterschiedliche Leben.
Zuhause ist jede Woche gleich. Ich wache um 5.30 auf, schlafe weiter bis 6, stresse mich, um es bis 6.30 zur Tür raus zu schaffen, arbeite, komm heim, snacken, Training, duschen, Netflix, schlafen. Wochenends besuche ich Freunde und Familie, passe auf den Hund meiner Schwester auf, und das Ganze beginnt wieder von vorn. Das war’s. Ich hasste es nicht, aber etwas fehlte. Ich hab eigentlich immer nur auf die nächste Reise gewartet.
Wenn ich reise, bin ich frei von all diesen Dingen. Ich bin spontan, sag viel öfter ja, vor allem zu Dingen, die weit außerhalb meiner Komfortzone liegen. Ich treffe gleichgesinnte Leute und welche aus völlig anderen Ländern und Kulturen, die mir etwas über die Welt lernen. Ich fühle mich einfach so viel mehr wie ich selbst, wenn ich weg von den Leuten bin, die mich schon mein ganzes Leben lang kennen.
Versteh mich nicht falsch, ich liebe mein Zuhause und meine Freunde und Familie, ich liebe mein Leben hier. Aber ich pass nicht rein, zumindest nicht so, wie auf Reisen. Die meisten meiner Freunde haben mittlerweile Kinder und sind verheiratet, ich hingegen denk nicht mal im Traum daran.
Das alles war natürlich nichts Neues für mich, ich wusste das schon lang, ich dachte nur noch nie so genau darüber nach. Also als ich es machte, realisierte ich schnell, dass ich eine Verbindung, eine Art Brücke zwischen den zwei Lebensstilen bauen musste. Und so kam mir die Idee eines Blogs.
Ich schrieb schon immer gern – solang ich schreiben kann, was ich will – und wollte mich schon immer im Grafikdesign versuchen. Und jetzt, mit meinem immer näher kommenden langen Trip nach Südamerika, würde das auch eine Möglichkeit für meine Freunde und Familie bieten, auf aktuellem Stand mit meinen Erfahrungen zu bleiben. Passt doch, oder nicht?
Naja, keine Ahnung. Alles, was ich weiß, ist, dass es mir Freude macht, diese Artikel zu schreiben und die Website zu bauen. Ich weiß nicht, wohin mich das Ganze führen wird, und schlichtweg ist es mir auch ziemlich egal. Vielleicht kommt bald ein Tag, an dem keiner meine Artikel liest, wer weiß. Am Ende des Tages ist dieser Blog für mich. Um meine Gedanken zu ordnen und meine Erinnerungen festzuhalten.
Für mich war es Zeit, ein neues Kapitel zu beginnen und mir selber treu zu werden. Mein altes Leben musste gehen, und mein Neues fängt jetzt an. Indem ich meine Erfahrungen hier teile, hoffe ich, ein Stück der Welt da draußen zu dir zu bringen. Ein Stück des Guten und ein Stück des weniger Guten, ein Stück Realität eben. Lass uns zusammen das Abenteuer des Unbekannten wagen und das Beste aus unseren Leben machen.
Ich hab schnell bemerkt, dass ich neben dem Reisen auch gern über mentale Gesundheit schreiben möchte. Ich dachte immer, ich würde Leute verstehen, die mir von ihren Problemen erzählten, aber das war nicht so – bis ich es am eigenen Leib erfahren hab. Ich hoffe, du musst nie durch sowas durch. Aber wenn du es kennst, kanntest oder kennen wirst, hoffe ich, dass du hier auf diesem Blog einen Moment von Frieden, von Verständnis, von weniger Einsamkeit findest. Es macht nichts, wenn ich nie davon erfahre. Allein der Gedanke, dass das mal passieren könnte, treibt mich an. Ich hoffe, dich inspirieren zu können und genau diese Dinge mal zurückgeben zu können.
Die letzte Zeit war nicht leicht für mich, das ist es immer noch oft nicht, aber ich hab sehr viel daraus gelernt. Dieser Blog ist eines von vielen Guten Dingen, die ich vermutlich nie gemacht hätte, wenn ich die Panikattacken nicht gehabt hätte. Ich weiß, dass nicht immer alles gut und schön sein wird, natürlich nicht, aber ich bin gespannt, wohin es mich und den Blog verschlagen wird. Und wie sich mein Leben entwickeln wird. Ich hab viele Ideen, aber keinen einzigen konkreten Plan.
Ich würd gern deine Gedanken zu diesem Thema hören. Hast du dich schon mal ähnlich gefühlt? Als würdest du nicht hineinpassen, als wärst du zerrissen zwischen gegensätzlichen Idealen? Teile deine Geschichte gern in den Kommentaren oder schreib mir eine Nachricht. Ich hab selber zwar einige gute Lagerfeuergeschichten, aber das, was ein Lagerfeuer zu einem richtig guten Lagerfeuer macht, ist wenn jeder teilnimmt und etwas Besonderes, etwas Persönliches, teilt. Lass uns diesen Blog zu einem sicheren Hafen zum Teilen von Erfahrungen machen ♡
Unbedingt weiter schreiben und uns Teil haben lassen!
Du bist großartig!
Ich bin stolz auf dich
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